Schweizer Veteranen glänzen in Manama: Medaillen, Überraschungen und viel Wertschätzung

Ein Erfahrungsbericht von Andreas Moser und Fabienne Suter
Fabienne: Für mich begann das Abenteuer, als du, Andreas, mich in den WhatsApp-Chat der Schweizer Veteranen-Delegation für die Weltmeisterschaften in Manama, Bahrain, eigeladen hast. Kaum eingetreten, wurde ich mit einer Schocknachricht begrüsst: Die Waffen der polnischen Delegation waren am Zoll in Beschlag genommen worden, weil es dafür keine Genehmigung des Verteidigungsministeriums gab. Das sorgte für einige besorgte Gesichter und wildes Geschreibsel im Chat. Ihr hattet euch aber rasch geeinigt: Degen, Florett und Säbel sollten besser als «Sportequipment» und nicht als «Waffen» deklariert werden – schliesslich wolltet ihr verhindern, dass die prestigeträchtigen Fechtutensilien eine Karriere als Zollbeschlagnahmungen starten!
Andreas: Die Geschichte hat gezeigt, dass Bahrain im Fechtsport bislang wenig Erfahrung hat. Das wurde auch im Verlauf des Turniers sichtbar.


Die ersten Bilder eurer Reise flogen im Chat nur so umher: Ankunft, fröhliche Gesichter und angeregte Abendessen bei einem köstlichen Glas Wein – ach, das war die richtige Einstimmung! Als ich jedoch versuchte, mit einem Screenshot zu zeigen, wie man die Medien in HD per WhatsApp teilt, wurde ich blitzschnell entlarvt – «Espionnage!» hallte es durch den Chat! Andreas, zum Glück hast du dann freundlich für alle klargestellt, dass ich rechtmässig eingeladen wurde, um die WM-Teilnahme für Social Media festzuhalten – danke!



Wir haben rasch verstanden, wie wir unsere Eindrücke zeitnah für die aktuellen Social-Media-Beiträge von Swiss Fencing aufbereiten können. Die Zusammenarbeit hat hervorragend funktioniert.
Die Bilder von gemütlichen Weinabenden wurden daraufhin spärlicher – ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Aber hey, schliesslich standen die ersten Wettkämpfe vor der Tür! 😊
Nach den jeweiligen Mannschaftswettkämpfen haben wir mit dem ganzen Team einen gemütlichen Abend in einem ausgezeichneten Fischrestaurant verbracht. Danke an Paul Muller (SEG) für die super Organisation.

Trotz vieler organisatorischen Herausforderungen, die doch die eine oder andere Schweissperle auf die Stirn treiben würden, war die Begeisterung in unserer Delegation gross und die Stimmung gut. Unsere Veteranengruppe bestand aus wie vielen Athletinnen und Athleten?
Wir waren mit 20 Teilnehmenden in Manama am Start und haben die Schweizer Fahne hochgehalten. Die Stimmung im Team war trotz der – diplomatisch ausgedrückt – «schwierigen» Turnierorganisation sehr gut. (Fast) alle konnten ihre beste Leistung auf der Piste abrufen.
Andreas, du warst nicht nur Delegationsleiter, Organisationstalent, wandelndes Restaurant- und Zeitplanlexikon, Arzt, sondern auch Coach, der die Fechterinnen und Fechter während der Wettkämpfe unterstützte.

Genau. Ich konnte im Vorfeld mit allen sprechen und wir haben gemeinsam die «Strategie des Gewinnes» besprochen, damit ich meine Rolle als Coach an der Seite wahrnehmen konnte. Die Medaillen und der vierte Platz der Damenmannschaft zeigen, dass meine Präsenz sehr geschätzt wurde.
Die Höhepunkte der Meisterschaften waren beeindruckend und liessen mich mit den zeitnahen Stories und Beiträgen aus Instagram und Co. ins Schwitzen kommen. Besonders stolz bin ich, und du sicherlich auch, auf die drei Medaillen: Sébastien Amstutz (SEG) holte die Silbermedaille bei den Herren. Aber Moment mal… wieso baumelte da die Medaille des «Sabre Feminin» um seinen Hals? Das Gesicht des Verwirrten und das Lachen im Raum sowie im Chat waren sicherlich unbezahlbar – kurzzeitig hat er wohl die Welt der Damensäbelfechterinnen betreten!

Das haben wir erst beim Fotografieren bemerkt! Alle Medaillen mussten ausgetauscht werden. Wir konnten uns köstlich darüber amüsieren – irgendwie passte das zum gesamten Organisationschaos. Die Medaille haben wir anschliessend bei einer guten Flasche Wein gebührend gefeiert.
Regula Müller (ZFC) holte im Degenwettkampf der Kategorie 40+ die Bronzemedaille und Christian Dousse (CAL) sicherte sich im Florettwettkampf der Kategorie 60+ ebenfalls die Bronzemedaille – wow! Hast du das erwartet?
Dass Regula etwas erreichen kann, habe ich erwartet. Sie hat die besprochene Strategie konsequent umgesetzt und ihre Gegnerin mit ihren tollen Flèches überrascht. Fast hätte sie Gold gewonnen, aber diese Bronzemedaille ist Gold wert.
Von Christian, dem Weltmeister vom letzten Jahr, habe ich ein Podium erwartet. Wir haben uns im Vorfeld auch entsprechend vorbereitet. Christian hat mit seiner Souplesse und Agilität im Florett wiederum überzeugt. Im Degen traf er auf den neuen Weltmeister Bardi aus Ungarn. Bardi war an diesem Tag eine Klasse für sich. Der 8. Platz von Christian ist wirklich sehr gut.



Neben den Medaillen haben unsere Veteranen echte Glanzleistungen abgeliefert – und das sowohl im Einzel- als auch im Teamwettkampf. Schaut euch das Damen-Team an: Regula Müller, Maria Sapin-Dornacher, Corinne Fleury und Anja Straub haben mit dem 4. Schlussrang im Degenwettkampf echt die Muskeln spielen lassen!
Die Damen waren vom ersten Match an sehr fokussiert. Kapitänin Maria hat die Fechterinnen sehr gut auf die Gefechte vorbereitet und nach den Assauts ein professionelles Debriefing durchgeführt. Die Gefechte gegen Australien und Deutschland haben wir von Anfang an dominiert. Die USA waren dann eine Nummer zu gross. Der 4. Platz ist vermutlich das beste Ergebnis, das die Veteranen-Frauen im Team je erzielt haben.

Und die beiden Teams der Herren nicht zu vergessen: 6. bzw. 10. Schlussrang im Degenwettkampf des Grand Veterans Teams mit Paul Muller, Boris Drahusak, Thomas Schueler, Michael Grundlehner und Philippe Wälle sowie des Veterans Teams mit Sébastien Amstutz, György Rigo, Sarkis Ohanessian und Jean-Julien Goettmann. Grosse Klasse, oder?
Ja, das war grosse Klasse! Bei den «Veterans» haben wir gegen Russland (AIN) leider die falsche Mannschaftsaufstellung gewählt und so den Sieg vergeben. Die Platzierungsgefechte sind aber super gelaufen. Die Grand Veterans haben eine homogene Mannschaftsleistung gezeigt und wurden mit dem 6. Platz belohnt.


Und Wolfgang Frank? Der hat in der Kategorie 70+ die Schweizer Fahne beim Säbelwettkampf hochgehalten – ein riesiges Dankeschön dafür! Platz 19? Das ist ja fast ein Treppchen…
Wolfgang ist ein langjähriger Kämpfer im Säbelfechten, der in jungen Jahren grosse Erfolge erzielen konnte. Seine Präsenz und sein Kampfgeist sind nicht nur in der Säbelfamilie sehr willkommen.

Da gab’s noch einige andere gute Ergebnisse – danke an dieser Stelle dem Toni, der alle Resultate in einem separaten Post erwähnt hat. Langweilig wurde es über die Tage ganz sicher nicht! Die gesamte Veteranen-Weltmeisterschaft wurde durch eine lebendige Social Media-Berichterstattung begleitet, die es uns ermöglicht hat, die Erfolge und Leistungen unserer Veteranen in die Welt hinauszutragen und damit eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Und die Followerzahlen auf unseren Kanälen? Die stiegen und stiegen…
Während ihr in Manama wahrscheinlich von all dem kaum etwas mitbekommen habt – schliesslich solltet ihr euch ja aufs Fechten konzentrieren und nicht auf die neuesten «Likes»!
Wir alle haben es genossen, die Beiträge zu lesen, und waren motiviert, der lieben Fabienne immer wieder schöne Bilder und Videos zu schicken!
Eine unglückliche Wendung erlebten wir, als das Grand Veterans Team im Florett der krankheitsbedingt nicht starten konnte. Was war da los?
Sehr schade. Leider hat Michael eine Magen-Darm-Komplikation eingefangen und konnte trotz besten Willens nicht starten.
Andreas, du warst ja selbst auch auf der Piste unterwegs – was war denn dein persönliches Highlight?
Als Head of Delegation des Schweizer Teams habe ich mich sehr gefreut, dass ich im Florett den neuen Weltmeister und ehemaligen Olympiasieger Jolyot (FRA) mit 5:4 geschlagen habe.
Das war neben all unseren anderen Höhepunkten mein persönliches Erfolgserlebnis.


Insgesamt war meine Erfahrung als Verantwortliche für Kommunikation im Vorstand von Swiss Fencing eine wertvolle und bereichernde. Es war inspirierend zu sehen, wie unsere Veteranen mit Entschlossenheit und Teamgeist kämpften und dabei bedeutende Erfolge erzielten – und dass ich dabei auch einige lustige Momente, echte Wertschätzung und sogar Freundschaft via Chat erleben durfte, war umso schöner.
Danke dir und allen anderen, die mit dabei waren und ihr Bestes gegeben haben.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Beteiligten für die wunderbare Stimmung in unserem Team bedanken. Ein besonderer Dank geht an Toni Krieger für die administrative Organisation und Information sowie an Swiss Fencing für die Unterstützung mit Kleidern und Startgeldern der Teams. Und natürlich dir! Wir sind eine kleine, aber feine Veteranenfamilie!
