Monica Schneider,
Jounalistin Tamedia AG

Monica, du hast Max während seiner gesamten Fechtkarriere als Journalistin begleitet. Wie würdest du dein Verhältnis zu ihm beschreiben?

Monica: Max und ich hatten nicht ein gewöhnliches Athleten-Journalisten-Verhältnis – wir sprachen oft über Dinge, die nicht direkt mit seiner Form, seinen Erwartungen und seinen Leistungen zu tun hatten. Weil Max wusste, dass nicht jede Äusserung gleich den Weg in die Zeitung findet, hat er auch einmal ein wenig ausgeholt. Wie kürzlich, als er mir vom Plan erzählte, für das Präsidentenamt zu kandidieren.

Wie ist es zu diesem wertvollen Kontakt gekommen? Kannst du aus dem Nähkästchen plaudern?

Wie ich ihn kennengelernt habe, weiss ich ehrlich gesagt gar nicht mehr genau – ich habe die Fechterinnen und Fechter schon vor 25 Jahren ein ganz klein bisschen begleitet, und irgendwann ist er wohl ins Team gerückt. Oder viel wahrscheinlicher: Er selber hat den Kontakt gesucht. Denn zu Recht fand er, dass viel zu wenig über das Fechten geschrieben wird.

«Wir Journalisten konnten seine grossartige Karriere kaum je richtig würdigen. Für mich war es auch nicht immer ganz einfach, meinen Kolleginnen und Kollegen klarzumachen, was es bedeutet, von 250 Angetretenen das Weltcupturnier zu gewinnen. Ich versuchte es mit Ski-Vergleich, 60 starten, 30 haben Chancen auf Punkte und 2 auf den Sieg. Das war im Fechten anders. Aber wer sollte das begreifen, der nie an einem Turnier dabei war?»

Kannst du Max als Mensch und als Spitzensportler aus deiner Sicht beschreiben?

Max war ein Athlet, wie ich ihn in 30 Jahren Sportjournalismus wohl kaum sonst erlebte. Akribisch bis ins letzte Detail und in jedem Bereich. Ehrgeizig und ambitioniert, wie es solche sein sollten, die Champions werden wollen. Impulsiv auf der Planche, ruhig und besonnen daneben. Einzigartig, wenn er zum Sprungangriff ansetzte.

Kannst du aus der Sicht als Journalistin kurz beschreiben, was diese grossartige Karriere dir persönlich abverlangt hat?

Die schwierigen Momente für mich waren immer, wenn mir Max in meiner Fecht-Ahnungslosigkeit die Finessen erklären musste, und welches die Schlüsselmomente im Gefecht gewesen waren. Und auch dann immer, wenn er sehr höflich sagte: «Das han der glaub verzellt». Damit meinte er natürlich, dass er mir das schon einmal gesagt hat, ich es aber wieder vergessen habe.

Unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was wünschst du ihm für die Zukunft?

Ich glaube, Max hat uns mit seiner unendlichen Professionalität, die mich auch ein wenig neidisch machte, beeindruckt. Er hat damit so viele Erfolge gefeiert, die ihn immer weitergetragen haben. Aber so, wie ihn jüngst das Vatersein als Athlet veränderte, so sollte ihn seine neue Aufgabe als Präsident verändern: Jetzt geht es nicht mehr ums eigene Wohl, sondern um das der Schweizer Fechtgemeinschaft. Und um jene, die ihn als Vorbild hatten. Ich wünsche Max viel Lust und neue Ideen, Geduld und Fingerspitzengefühl bei der Umsetzung. Es war schön und lehrreich, über ihn berichten zu dürfen.

Monica: Welche Ratschläge würdest du jungen Athletinnen und Athleten im Kampf um mehr Medienpräsenz geben?

Wie man es als junge Fechterin oder junger Fechter in die Medien schafft, hat Max vorgemacht: Vor allem mit guten Leistungen. Mit seinen Weltcupsiegen hatte er ein Superargument, aber: Max schaffte es wohl ebenso oft mit ganz speziellen Geschichten in die sozialen und andere Medien. Indem er sich als Mensch neben der Planche verkaufte, als leidenschaftlicher Fischer, aber auch als Trainierender mit ausgeklügelten Parcours und Einrichtungen.

«Er hat die Vorwärtsstrategie gewählt, sich mit Eigeninitiative ins Gespräch gebracht und nicht gewartet, bis jemand bei ihm angeklopft hat.»

Dieses Talent haben nicht alle, aber die meisten haben ihre eigenen Accounts, wo sich so etwas einmal ausprobieren lässt.

Nach oben scrollen
Diese Seite verwendet Cookies, um Daten zu speichern.