

Therapeutisches Fechten
David Bozier
David, Sie sind nicht nur Mitbegründer von Optimance, sondern auch seit vielen Jahren Fechtmeister und engagieren sich im Cercle des Armes de Lausanne für Fechtworkshops und therapeutisches Fechten für Frauen mit Brustkrebs. Was hat Sie dazu inspiriert, diesen Frauen das Fechten nahe zu bringen?
David: Mein Engagement für das therapeutische Fechten entstand aus der Überzeugung, dass es mehr als nur Sport ist. Nachdem ich die positiven Auswirkungen des Fechtens auf das Selbstvertrauen und die psychische Belastbarkeit gesehen hatte, wollte ich diesen Sport für Frauen mit Brustkrebs adaptieren, um ihnen zu helfen, die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen und eine positive Dynamik auf ihrem Weg der Rehabilitation zu finden.
Was sind die Besonderheiten und Herausforderungen bei der Durchführung des therapeutischen Fechtens im Vergleich zum klassischen Fechtunterricht?
Im Gegensatz zum klassischen Fechtunterricht muss beim therapeutischen Fechten auf die körperlichen Einschränkungen, das schwankende Energieniveau und den emotionalen Zustand der Teilnehmerinnen eingegangen werden.
«Auch der psychologische Aspekt muss berücksichtigt werden, indem ein Klima des Wohlwollens und Vertrauens geschaffen wird.»
Können Sie einige konkrete Übungen oder Techniken beschreiben, die Sie in Ihren Kursen einsetzen? Wie werden diese an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Teilnehmerinnen angepasst?
Die Übungen konzentrieren sich auf sanfte Beweglichkeit, Koordination und Muskelaufbau unter Berücksichtigung möglicher körperlicher Folgeerscheinungen (Lymphödeme, Ermüdung, Gelenksteifigkeit). Wir üben zum Beispiel weite und kontrollierte Bewegungen, um die Körperhaltung und den Bewegungsfluss zu verbessern, sowie einfache Bewegungsabläufe, die die Konzentration und erfolgreiche Stressbewältigung fördern.
Der Umgang mit dem Säbel ermöglicht die körperliche Mobilisierung, ähnlich der Physiotherapie. Das Pariersystem des Säbels wird in den Übungen sehr häufig eingesetzt.
Wie integrieren Sie die Fechttherapie in ein umfassendes Rehabilitationskonzept? Wie arbeiten Sie mit anderen Therapeut*innen zusammen?
Fechten ist Teil eines multidisziplinären Ansatzes, der andere physische und psychologische Therapien ergänzt. Ich arbeite mit Physiotherapeuten, Onkologen und Psychologen zusammen, um eine angemessene Betreuung der Teilnehmerinnen zu gewährleisten.




Welche spezifischen Aspekte des Fechtens sind für die Rehabilitation und Heilung von Brustkrebspatientinnen besonders wertvoll?
Fechten wirkt sich positiv auf Koordination, Gleichgewicht und Beweglichkeit aus. Ausserdem fördert es die Konzentration, die Stressbewältigung und gibt das Gefühl der Kontrolle über den eigenen Körper zurück, was für den Heilungsprozess sehr wichtig ist.
Wie sehen Ihre Kurse typischerweise aus? Können Sie den Ablauf und die Atmosphäre etwas genauer beschreiben?
Die Stunden beginnen mit einem sanften Aufwärmprogramm, gefolgt von spielerischen Übungen, um Technik und Koordination zu trainieren. Der Schwerpunkt liegt darauf, auf den Körper zu hören und den Rhythmus an den Zustand jeder einzelnen Teilnehmerin anzupassen. Es herrscht eine freundliche und ermutigende Atmosphäre, in der man ohne Druck über sich hinauswachsen kann.
Wir beenden immer mit einer kleinen Lockerungsübung.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Ihren Teilnehmerinnen über die Wirksamkeit und Bedeutung der Fechttherapie für sie?
Die Teilnehmerinnen berichten von einer Verbesserung ihres Selbstbewusstseins, einer Verringerung von Muskelschmerzen und einem allgemeinen Wohlbefinden. Sie schätzen vor allem den spielerischen und dynamischen Aspekt der Aktivität.
«Mehrmals hat mir eine Teilnehmerin gesagt, dass sie sich vor dem Besuch müde gefühlt hat und dass sie nach dem Fechten mit Schwung und voller Motivation nach Hause gegangen ist.»
Gibt es besondere Herausforderungen, denen Sie sich als Fechtlehrer in diesem Bereich stellen müssen? Wie gehen Sie damit um?
Die grössten Herausforderungen sind die individuelle Anpassung der Übungen und der Umgang mit der Müdigkeit der Teilnehmerinnen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setze ich auf aufmerksames Zuhören und persönliche Betreuung, indem ich die Intensität anpasse und je nach Tagesform Alternativen anbiete.
Welche Rolle spielen die Sozialisierung und der Austausch unter den Teilnehmerinnen in Ihren Kursen? Inwiefern ist dies ein wichtiger Aspekt Ihres Angebots?
Die Gruppe spielt eine entscheidende Rolle für die Motivation und die gegenseitige Unterstützung. Diese Momente des Austausches helfen, die oft empfundene Isolation zu durchbrechen und eine positive Gruppendynamik aufrechtzuerhalten.
Wie werden Ihre Angebote finanziert und gibt es Unterstützung von medizinischen Einrichtungen oder Sponsoren?
Derzeit werden die Kurse individuell oder durch Patientenorganisationen, private Spenden und Partnerschaften mit Stiftungen finanziert. Wir streben Kooperationen mit medizinischen Einrichtungen an, um die finanzielle Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Wie können sich Interessierte für Ihre Kurse anmelden und was sollten sie vorher wissen?
Interessierte können sich direkt per E-Mail oder Telefon anmelden, die erste Sitzung ist immer kostenlos. Es sind keine Vorkenntnisse im Fechten erforderlich und die Kurse sind für alle Niveaus geeignet. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man sich vorab mit seinem Arzt oder Onkologen beraten – heutzutage wird die Wiederaufnahme körperlicher Aktivitäten stark empfohlen, da sie das Risiko eines Rückfalls deutlich verringern.
Wir haben auch für jede Gruppe eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, um uns gegenseitig auf dem Laufenden zu halten.
Ich habe zwei Gruppen gegründet, eine in Lausanne im CAL und eine in der Clinique de Genolier. Weitere Projekte in Genf sind in Arbeit.
David, haben Sie weitere Pläne oder Visionen, um Ihr Angebot in Zukunft zu erweitern oder auszubauen?
Ich möchte den Ansatz in anderen Regionen weiterentwickeln, Intensivkurse anbieten und die Anerkennung des therapeutischen Fechtens bei den Gesundheitsexperten stärken. Ziel ist es, das Fechten vollständig in den Behandlungsprozess der Patientinnen zu integrieren.
Ich bereite auch eine Ausbildung für J+S-Leiter und Physiotherapeuten vor, die diese Aktivität gerne anbieten möchten.
Für weitere Informationen:
David Bozier
M : +41 78 657 98 49
E : david.bozier@optimance.ch
Website : https://optimance.ch/
Optimance ist ein Unternehmen, das sich auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch einen ganzheitlichen Ansatz der Lebensqualität am Arbeitsplatz spezialisiert hat, der Aspekte wie Ergonomie, Prävention von Muskel- und Skeletterkrankungen, SPS und CSR integriert. Wir begleiten Unternehmen bei der Umsetzung von Lösungen, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind und ein Gleichgewicht zwischen Leistung und Wohlbefinden fördern.