Marc Lüscher
SRF-Reporter

Marc, als SRF-Reporter hast du Max ein Jahr lang an jedes Turnier begleitet. Kannst du aus dem Nähkästchen plaudern?

Marc: Im Jahr 2016 stiess ich durch meine Arbeit bei Tele1 und meinem persönlichen Kontakt zu Max auf eine spannende Idee, die unsere Zusammenarbeit maßgeblich prägen sollte. Nach den Olympischen Spielen in Rio sprachen wir bei seiner Olympia-Feier darüber: Max erzählte mir von seinem Wunsch, seinen Social-Media-Auftritt zu verstärken. Er suchte jemanden, der ihn dabei unterstützt, Videos, Fotos und vor allem Livestreams von seinen Turnieren zu erstellen. Für mich war sofort klar: Das ist ein spannendes Projekt, bei dem ich unbedingt dabei sein möchte.

Kurz darauf wurde ich von Max im Rahmen eines Mandats für die Saison 2016/17 engagiert. Gemeinsam haben wir die Idee umgesetzt und Stück für Stück aufgebaut. Besonders erinnere ich mich daran, wie wir für einen Nachmittag einen Schlosskeller gemietet haben, um dort auf kreative Weise Videoaufnahmen zu machen, die wir dann vor den Turnieren einspielten. Wir experimentierten auch mit Livestreams – etwas, das 2016 noch ziemlich neu war. Es war aufregend, aber auch herausfordernd, die Technik zum Laufen zu bringen, vor allem, wenn wir versuchten, Ergebnisse einzublenden oder Max’ neues Logo als Wasserzeichen einzufügen.

Ein Highlight war definitiv unser Video, in dem wir bei minus 10 Grad in Engelberg auf einer Eisbahn mit Schlittschuhen fechteten. Die Bilder waren großartig, das Video ging viral, obwohl die Kälte wirklich extrem war.

Wir haben uns gegenseitig angespornt, immer neue, kreative Inhalte zu schaffen. Ich habe Max in dieser Zeit von einer ganz neuen Seite kennengelernt. Seine Ideen und sein Gespür dafür, was die Leute auf Social Media sehen wollen, waren unglaublich wertvoll. Er wusste genau, wie man Inhalte so aufbereitet, dass sie ankommen. Rückblickend war es eine großartige Erfahrung und ein voller Erfolg, der uns beiden viel gebracht hat.

«Max war und ist gegenüber Journalisten stets offen, zugänglich und engagiert. Während seiner Karriere hat er immer versucht, die Wünsche der Journalisten zu berücksichtigen – auch im Sinne des Fechtsports, um diesem mehr Sichtbarkeit zu geben.»

Die Zusammenarbeit mit ihm war stets angenehm. Max nahm sich immer Zeit, uns die Feinheiten des Fechtens zu erklären, gab wertvolle Hinweise und reflektierte seine Leistung auf der Piste sehr genau. Das hat es uns ermöglicht, großartige Reportagen zu erstellen.

Im Rahmen unseres gemeinsamen Social-Media-Projekts war die Zusammenarbeit allerdings etwas anders, da wir hier eher als Team agierten. Die Arbeit war fordernd, gerade während Turnieren, da wir oft auch zwischen den Kämpfen noch Kontakt hatten. Eine besonders typische Situation dafür erlebten wir in Buenos Aires. Wir waren zwölf Stunden für einen Weltcup dorthin geflogen. Leider ist Max bereits in der zweiten Runde ausgeschieden, was ihn verständlicherweise enttäuschte.

Zu allem Überfluss funktionierte unser Livestream zu den Hauptkämpfen nicht. Die Halle auf dem Sportcampus war charmant altmodisch, aber es gab weder Handyempfang noch WLAN. Der Livestream stockte, was mich ziemlich enttäuschte, da unser Projekt dadurch ins Stocken geriet. Auf dem Rückweg zum Hotel war die Stimmung dementsprechend kühl – wir gingen wortlos nebeneinander zum Taxi und saßen dann ebenfalls schweigend im Wagen. Doch nach ein paar Stunden im Hotel war die Situation gegessen, und wir gingen wieder gemeinsam zum… genau: Abendessen.

Diese Episode zeigt, wie intensiv die Zusammenarbeit mit einem Sportler sein kann, vor allem, wenn man so nahe beieinander ist – besonders in emotionalen Momenten, sei es bei Frust oder Euphorie. Trotz solcher Herausforderungen war es für mich eine unglaublich interessante und lehrreiche Zeit.

Kannst du Max als Mensch und Spitzensportler aus deiner Sicht beschreiben?

Max war schon immer jemand, der nach Perfektion strebte – das galt sowohl auf der Fechtpiste als auch in anderen sportlichen Aktivitäten.

«Verlieren ist für ihn definitiv uncool, ganz gleich, ob es um ein Weltcup-Turnier oder ein Badminton-Match zwischen uns geht.»

Sein positiver Ehrgeiz ist in jeder Situation spürbar. Für mich fühlte es sich an, als wäre er im Badminton genauso motiviert wie auf der internationalen Bühne des Fechtsports.

Max hat sich voll und ganz dem Sport verschrieben. Er war ständig auf der Suche nach Wegen, sich weiterzuentwickeln, sei es durch Anpassungen im Training oder Veränderungen in seinem Umfeld. Er wollte stets das Beste aus sich herausholen und optimierte immer wieder seine Methoden, um noch besser zu werden.

Auf der Fechtpiste war Max wie eine Raubkatze – seine Art zu fechten war spektakulär und faszinierend anzusehen. Besonders seine berühmten Rückentreffer machten ihn zu einem spannenden und außergewöhnlichen Athleten, der das Publikum immer wieder in den Bann zog.

Was waren besondere, unvergessliche Momente, die du mit Max während seiner Karriere erlebt hast?

2017 bei den Fecht-Weltmeisterschaften in Leipzig erlebte ich mit Max Heinzer und seinem Team einen besonders eindrucksvollen Moment. Am Tag vor dem Teamwettkampf war die Stimmung alles andere als optimistisch. Die Einzelwettbewerbe liefen nicht wie erhofft, und man spürte deutlich, dass Zweifel aufkamen. Auch am Abend vor dem entscheidenden Tag lag eine gewisse Unsicherheit in der Luft.

Doch dann kam der Teamwettkampf. Von Gefecht zu Gefecht steigerte sich die Mannschaft und fand immer besser in den Wettbewerb. Besonders beeindruckend war die unglaubliche Aufholjagd im Halbfinale gegen Ungarn. Im Finale gab es zwar eine Niederlage, und Max verletzte sich dazu noch bei einem Sturz auf den Kopf. Doch am Ende stand die Silbermedaille – ein großartiger Erfolg!

Was am Tag zuvor noch von Zweifeln geprägt war, verwandelte sich in pure Euphorie und Freude über die herausragende Leistung des Teams.

Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass Max zurücktreten will?

Ich bin überzeugt, dass Max den idealen Zeitpunkt für seinen Rücktritt gewählt hat. Die Olympischen Spiele 2021 in Tokio waren von der Corona-Pandemie geprägt, ohne Zuschauer und ohne die große Olympia-Stimmung, die man sich wünscht. Es war nachvollziehbar, dass Max einen weiteren Olympia-Zyklus in Angriff nahm und sich ganz auf die Spiele 2024 in Paris konzentrierte.

Leider lief es nicht wie erhofft, und die Spiele fanden ohne Max statt. Doch Max hatte die Möglichkeit, seine beeindruckende Karriere bei der Heim-EM in Basel gebührend zu beenden. Dort konnte er einen würdigen Schlusspunkt setzen, der all seine Erfolge und Leistungen der vergangenen Jahre widerspiegelt.

Marc – unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was wünschst du ihm für die Zukunft? Und welchen Rat würdest du jungen Athletinnen und Athleten geben, die sich um mehr Medienpräsenz bemühen?

Ich wünsche Max, dass er sein neues Amt als Präsident des Schweizerischen Fechtverbands mit genauso viel Enthusiasmus ausübt, wie er es während seiner gesamten Fechtkarriere auf der Piste getan hat. Ich bin überzeugt, dass seine Ideen aus der aktiven Sportzeit dem Verband zugutekommen werden und allen Generationen des Schweizer Fechtsports helfen, weiterhin international erfolgreich zu sein.

«Besonders wichtig ist, dass junge Athleten durch ihre Erfolge Medienpräsenz erlangen. Wer erfolgreich ist, zieht die Aufmerksamkeit auf sich, und wenn man sich dabei so offen und zugänglich präsentiert wie Max, wird man von der Öffentlichkeit wahrgenommen.»

Fechten ist ein faszinierender Sport mit aufregenden Persönlichkeiten, und ich bin sicher, dass der Erfolg diese Persönlichkeiten ins verdiente Rampenlicht zurückbringen wird.

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