Monique et Markus Heinzer
Eltern

Monique, du warst mit drei fechtenden Kindern ziemlich beschäftigt. Wie hast du das damals geschafft?

Monique: Mit drei fechtenden Kindern war ich wirklich sehr gefordert, vor allem die vielen Trainingseinheiten an verschiedenen Orten zu organisieren. Küssnacht, Basel, Bern und Zürich mussten mit dem Auto angefahren werden, dort hiess es für mich warten, warten und eventuell zuschauen, jeden Abend an einem anderen Ort.

Unsere Waschmaschine war im Dauereinsatz, Fechten war viele Jahre Tischgespräch Nummer 1.

Da alle Kinder das Gymi Immensee besuchten, alle Dauerdispens für Turnen und Studium hatten, war es etwas einfacher und alle hatten Ziele.

Martina (Degen) und Michael (Doppelstart Florett und Degen) begnügten sich mit der Kadetten-WM… Max wollte mehr und liess sich nicht von seinen Träumen abhalten. Dafür musste er auch auf Vieles verzichten, auch unsere freien Wochenenden musste man suchen!

Ich bin sehr stolz darauf, dass Max das normale Gymnasium (damals gab es noch kein Sportgymi) und das Studium in Basel ohne Lücken geschafft hat.

Praktisch zu allen WM- und EM-Wettkämpfen, Universiaden und Olympischen Spielen war ich vor Ort, im Hintergrund, und durfte mitfiebern, seine Medaillen feiern und neue Freunde kennen lernen.

«Max macht NIE halbe Sachen!!!»

Markus, du warst lange Zeit Materialwart für den Heinzer-Nachwuchs. Kannst du ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern?

Markus: Die Aufgabe als Materialwart übernahm ich unter dem Motto «Learning bei Doing». Zu Beginn hatte ich keine Ahnung vom Fechten. Spätestens nach absolviertem Jugekurs wurde Einiges klar: Zündlauf, Gesamtlauf, Gewichtkontrolle etc. Im Laufe der Jahre habe ich Dutzende Kabel repariert, Litzen und gebrochene Klingen ausgetauscht und Glocken ausgebeult. Max hingegen beharrte auf die eigenhändige Feineinstellung der Spitzen.

Ein Spitzensportler wie Max braucht eine zuverlässige und ehrliche Entourage.
Könnt ihr beschreiben, was diese grossartige Karriere euch als Eltern abverlangt hat?
Und könnt ihr euch an eine Situation erinnern, die für ihn und euch schwierig war?

Die Karriere von Max verlangte zu Beginn Vertrauen unsererseits: das Wagnis, dass er nach abgeschlossenem Sport-Studium als erster und einziger Schweizer Fechter Profi werden wollte, war für uns schockierend.

«Dank seiner Leistung, diversen langjährigen Sponsoren, besonders InterCheese AG, Fritz Gerber Stiftung, Armee Suisse, Jaguar, Red Bull, Raiffeisenbank Rigi, etc. und seiner enormen, ideenreichen medialen Präsenz verlief das Abenteuer erfolgreich.»

Sicher haben wir Eltern, wo wir konnten, unser Bestes dazu beigetragen.

Wie würdet ihr Max aus eurer Sicht als Mensch und als Spitzensportler beschreiben?

Als Mensch ist Max einerseits der gewissenhafte Perfektionist und bedingungslose Kämpfer im Sport, andererseits der liebenswerte Familienvater und dankbare Sohn.

Was waren besondere, unvergessliche Momente, die ihr mit Max während seiner Karriere erlebt habt?

Monique: Februar 2013: Max Nr. 1 der Welt; Sportpanorama, 15. Juni 2015, wo unsere Familie als Gast dabei sein durfte – Max wurde mit dem Helikopter nach Zürich geflogen, wegen der Dopingkontrolle beim Grand Prix in Bern hätte er es nicht mehr rechtzeitig geschafft; drei Mal als Gladiator beim Super10Kampf, November 2024 das vierte Mal; Fahnenträger auf dem Trotinett an der Universiade in Belgrad 2009, Fahnenträger Olympia Tokio 2021; drei Siege in Folge beim Grand Prix Bern; Sportler des Jahres des Kantons Schwyz 2018.

Nach jedem Weltcupsieg organisierte ich eine Party zu Hause, mit Freunden, Sponsoren und Trainern!

Markus: Besonders einprägsam war der Moment, als Max von Nationaltrainer Rolf Kalich vor die Wahl gestellt wurde, Florett aufzugeben und auf Degen zu wechseln oder nicht bei der Degen-Elite eingesetzt zu werden. Bereits 2006 an der WM in Turin wurde er darauf als Junior erstmals als Ersatzfechter berücksichtigt (und dies alles trotz der einstigen Empfehlung eines Fechtmeisters eines der grössten Schweizer Fechtclubs (Kt. BE), dass Max keinerlei Chancen auf Karriere und Erfolg habe und wir Eltern ihm den Rücktritt vom Spitzensport nahelegen sollten) und blieb darauf bis zum Rücktritt immer in der Nationalmannschaft. Dabei entwickelte er sich zum weltbesten Team-Schlussfechter und stand im Einzel sowohl als Junior als auch in der Elite zuoberst in der Herren-Degen Weltrangliste.

Max, als eher kleiner Fechter, musste Wege finden, die mangelnde Länge zu kompensieren.

Zusammen mit seinem Jugendtrainer in Küssnacht, Thomas Smolinski, der ihn im Hintergrund während seiner ganzen Karriere begleitete, erarbeitete Max in hunderten Lektionen und tausenden Wiederholungen seinen spektakulären Back Flick (sein Markenzeichen), der zusammen mit seinem unkonventionellen, athletischen Fechtstil das Degenfechten geradezu revolutionierte und weltweit Fans und Nachahmer fand. Auch seine aus dem Florettfechten mitgebrachten Aktionen wie etwa die Parade Riposte auf dem letzten Meter trugen zu manchem Erfolg bei.

Wie habt ihr reagiert, als ihr erfahren habt, dass Max zurücktreten will?

Der Rücktritt kam für uns nicht überraschend, denn bereits nach Olympia Tokio stand dieser zur Diskussion. Weil Max aber dem jungen Team noch zur Seite stehen wollte mit dem Ziel Olympia Paris, nahm er die ganzen Strapazen und Verantwortung nochmals für drei Jahre auf sich.

Monique und Markus – unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was wünscht ihr ihm für die Zukunft? Und was wünscht ihr euch von Swiss Fencing?

Wir wünschen Max für den neuen Lebensabschnitt natürlich Erfolg ohne Animositäten im Fecht-Verband, auch wenn die Amtsübernahme als Präsident unfreundlich erfolgte, was wir als Eltern anlässlich der EM in Basel gegenüber langjährigen Funktionären des Verbandes hautnah erleben mussten: wir wurden von mehreren total ignoriert.

«Von Swiss Fencing unter Max’ Präsidium erwarten wir einen haushälterischen Umgang mit den finanziellen Ressourcen, Transparenz in der Vergabe von Funktionen, Leistung- und nicht Club-orientierte Athletenförderung und eine ausgeglichene Bewertung von Spitzen- und Breitensport.»

Wir sind sicher, dass Max seine Erfahrungen und Fähigkeiten nach bestem Wissen und Gewissen einzubringen versuchen wird.

Mit seinen Eigenschaften und seiner Persönlichkeit wird Max Swiss Fencing und seiner Familie bestimmt eine stabile Basis für die Zukunft schaffen.

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