

Richard Stoffel
Sportjournalist
Richard, du hast Max während seiner gesamten Fechtkarriere als Journalist begleitet. Wie würdest du deine Beziehung zu ihm beschreiben?
Richard: Ich würde es als enges Verhältnis bezeichnen, da ich seine Karriere mit Beginn als Weltnummer 1 der Junioren verfolgte und er sich nach dem Rücktritt von Marcel Fischer rasch als neuer Schweizer Teamleader etablierte. Und er mich telefonisch oder per Nachrichten und Sprachnachrichten aktiv über sein Abschneiden global auf dem Laufenden hielt.
Wie kam es zu diesem wertvollen Kontakt? Kannst du ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern?
Über meine Tätigkeit bei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA (vormals Sportinformation, danach sda sport). Da war ich für Fechten zuständig. Eigentlich mit Beginn der Tätigkeit von Langzeit-Nationaltrainer Rolf Kalich Anfang der Neunzigerjahre. Olivier Jaquet war seinerzeit die Nummer 1, danach Marcel Fischer. Bei den Frauen waren Isabelle Pentucci, Gianna Hablützel-Bürki und Sophie Lamon prägende Figuren in jener Zeit oder etwas später.
Ein Spitzensportler wie Max braucht eine zuverlässige und ehrliche Entourage.
Kannst du aus journalistischer Sicht kurz beschreiben, was dir diese tolle Karriere persönlich gebracht hat?
Inspiration, innovative Trainingsmethodik, Eigen-Initiative, Selbstvermarktung, ständiger Verbesserungswillen, Ehrgeiz, Biss, Spritzigkeit, Dynamik, Vorbildwirkung für Kids, die ihn auch überall liebten.
«Max war als Athlet mutig, wagte etwas und war seiner Zeit etwas voraus. Sein Biss und Durchhaltewillen, aber auch seine Selbstreflexionen waren beeindruckend.»
Und kannst du dich an eine Situation erinnern, die für ihn oder für dich schwierig war?
Ich denke, da war zum Beispiel Olympia 2021 in Tokio, als Max tränenüberflutet seinem Sohn via TV erklären musste, dass er leider ohne versprochene Olympia-Medaille heimkehren würde. Ich schrieb da aber nicht mehr Ort, sondern war da für bluewin.ch mit Max telefonisch in Kontakt. Da war es für Max sicher schwer, dieses erneute Team-Ausscheiden hinzunehmen, weil ein Team-Mitglied im entscheidenden K.o.-Gefecht deutlich unter seinem Rendement blieb. Und Max wusste da wohl, dass er möglicherweise nie mehr eine weitere Olympia-Chance erhalten wird, selbst wenn er den nächsten Olympia-Zyklus in Angriff. Tatsächlich scheiterte dann ja das Schweizer Team in der Quali zu Olympia 2024 in Paris ganz knapp in der Qualifikation für einen Olympia-Startplatz.
Was waren besondere, unvergessliche Momente, die du mit Max während seiner Karriere erlebt hast?
Der Gewinn von EM-Silber im Einzel an der Heim-EM 2015 in Montreux war einer der schönsten Einzel-Erfolge von Max. Vor allem wurde einen da bewusst wie sehr Max auch für die Kids ein Vorbild war. Kein anderer Schweizer oder Schweizerin erhielt auch nur annähernd soviele Sympathie-Bekundungen wie Max, der kraft seiner Explosivität, seinem Kampfgeist und dem Instinkt für die Situation sowie seinem Nie-Aufgeben-Modus soviele begeisterte. Grandiose Aufholjagden in Einzel und Team können gar nicht vollständig aufgezählt werden, weil es soviele waren. Herausragend für Max von den vielen EM- und WM-Medaillen sowie Weltcup-Siegen im Einzel und mit dem Team war sicher noch der Team-WM-Titel 2018.
Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass Max zurücktreten will?
Es war absehbar, er hatte es immer in etwa so vorgehabt.
Richard – unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was wünschst du ihm für die Zukunft? Und welchen Rat würdest du jungen Athleten geben, die um mehr Medienpräsenz kämpfen?
Ich wünsche ihm nur das Allerbeste. Das er diese Verantwortung annimmt, ist grossartig für den Schweizer Fechtsport. Mehr Kompetenz als Max geht nicht für diesen Posten. Wie beispielsweise im Schweizer Judo, als Sergei Aschwanden Verbands-Präsident wurde.
«Medienpräsenz für junge Athleten? Am besten einfach zuerst nach oben fechten. Dann folgt das Rampenlicht automatisch.»